Trace the Face – eine Initiative zur Familienzusammenführung
„I am looking for my family” – diesen Hilferuf zusammen mit einem Foto von sich veröffentlichte Farhad im Februar 2015. Einen guten Monat später hatte er seinen Bruder, den er auf der Flucht nach Europa verloren hatte, endlich wieder gefunden – nach fünf Jahren. 2009 war Farhad mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern aus Afghanistan geflohen. Erst in einem überfülltem Auto über die iranische Grenze, dann in die Türkei und schließlich ein Jahr später nach Griechenland. Im Iran und in der Türkei musste er sich eine Zeit lang aufhalten, um Geld für die weitere Flucht und vor allem die Überfahrt nach Italien zu verdienen. In Griechenland angekommen, konnte seine Familie mit einem Boot weiter nach Italien gelangen. Er selbst wollte am nächsten Tag nachkommen.
Das war das letzte Mal für sehr lange Zeit, dass er seine Angehörigen sah. Denn seine Familie geriet auf der Überfahrt in einen Sturm. Die italienische Küstenwache entdeckte das mit Wasser vollgelaufene Boot kurz vor der eigenen Küste und brachte es nach Griechenland zurück. Die Mutter wollte nach dieser traumatischen Odyssee die gefährliche Überfahrt nicht noch einmal erleben müssen, zumal ihr jüngster Sohn durch das kalte Wasser stark erkrankt war, und kehrte mit ihren Kindern zurück nach Afghanistan. Ein Jahr später starb der erkrankte Junge.
Farhad selber hatte von alledem nichts mitbekommen und fuhr wie geplant mit dem Boot nach Italien. Von dort aus schaffte er es über Frankreich und Belgien nach Deutschland. Seit 2011 lebt Farhad alleine und mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus, den er alle drei Jahre verlängern muss, in Deutschland.
Anfang 2015, fünf Jahre nach der Trennung von seiner Familie, wurde er dann auf das Projekt „Trace the Face“ des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes aufmerksam. Dieses hilft seit 2013 geflüchteten Menschen, ihre von ihnen getrennten Familien und Freund*innen wiederzufinden. Auf der Flucht nach Europa verlieren viele Menschen, wie auch Farhad, den Kontakt zu ihren Familienangehörigen. Die Wiederherstellung des Kontakts ist nicht immer einfach, zumal häufig ungewiss ist, wo sich die gesuchten Personen befinden oder ob sie überhaupt noch leben. Die Suche des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes erstreckt sich daher auf drei Kontinente – Europa, Asien und Afrika.
Geflüchtete, die nach Angehörigen suchen, können über die Webseite www.tracetheface.org oder auf Plakaten ein Foto von sich mit der Bilderunterschrift „I am looking for my …“ veröffentlichen. Sobald die Menschen auf den Fotos von den Vermissten oder anderen Bekannten erkannt werden, kann der Kontakt wiederhergestellt werden. Die Daten von allen Beteiligten werden dabei streng vertraulich behandelt. Inzwischen findet auf diese Weise jede Woche eine Familie wieder zusammen – Tendenz steigend. Seit Beginn dieser Initiative haben sich so bereits über 220 Familien wiedergefunden, über 6000 Fotos wurden veröffentlicht.
Im März diesen Jahres wurde ein neues „Trace the Face“-Plakat herausgebracht – mit 16 Bildern von Geflüchteten, deren Suche nach ihren Angehörigen mithilfe dieses Projekts hoffentlich bald erfolgreich zu Ende gehen wird.
Wie können Sie helfen?
Je mehr Menschen die TTF-Plattform kennen und regelmäßigen Zugang zum Internet haben, desto höher sind die Chancen, dass Menschen einander wiederfinden.
Sie können den Suchdienst unterstützen:
- Informieren Sie Migrantinnen und Migranten, die nach ihren Angehörigen, suchen, über die Suchmöglichkeit mit TTF
- Zeigen Sie ihnen die TTF-Website, sehen Sie sich gemeinsam die Fotos auf www.tracetheface.org an oder leiten Sie diese Personen an die nächstgelegene Beratungsstelle des DRK-Suchdienstes weiter.
- Bestellen Sie die TTF-Plakate, die Sie dann in Ihrem Büro bzw. dort platzieren können, wo sich Migrantinnen und Migranten aufhalten: E-Mail: suchdienst [at] drk.de
- Bestellen Sie die gezielt auf TTF ausgerichteten Materialien: E-Mail: suchdienst [at] drk.de.
- Klicken Sie „Gefällt mir” und „Teilen” Sie die FacebookSeite von TTF: https://www.facebook.com/TraceTheFaceMigrantsEurope/