refu-tips.de – (Sexual-)Pädagogische Tipps für Jugendliche mit Fluchthintergrund
Schon für deutsche Jugendliche ist die Zeit des Erwachsenwerdens eine unglaublich aufregende Zeit. Und manchmal auch ganz schön kompliziert. „Wird man vom Küssen schwanger?“, „Ist Sex während der Periode ok??“
Man hat tausende Fragen und weiß nicht so recht, wem man sie stellen soll. Jugendlichen mit Fluchthintergrund geht es da natürlich nicht anders. Oftmals ist für sie das Thema sogar noch komplizierter: Denn nicht nur sprachliche Verständigungsprobleme stellen sie vor eine Herausforderung: Oft ist der Umgang mit dem Erwachsenwerden und Sexualität in ihrer Familie und ihrem Kulturkreis ein ganz anderer. Und nicht selten wesentlich verschlossener. Sexualität ist hier für viele etwas sehr Privates, über das häufig nicht gesprochen wird oder gesprochen werden darf. Und schon gar nicht öffentlich. Fragen bleiben da häufig unbeantwortet oder werden erst gar nicht gestellt.
Ist das normal?
Oft sind die Fragestellungen rund um das Thema Körper, Liebe und Sexualität die gleichen, wie sie auch deutsche TeenagerInnen stellen würden. Darüber hinaus entstehen allerdings zahlreiche Fragen, die mit ihren ganz individuellen Umständen als Geflüchtete oder mit ihren erlernten Wertvorstellungen zusammenhängen. Da ist guter Rat oft teuer. Meistens spielen Verunsicherung, Scham und Angst eine große Rolle: Denn was ist denn eigentlich in Deutschland normal? Was ist erlaubt und was nicht? Wer kann mir weiterhelfen?
refu-tips.de gibt Antworten
Mit diesem Bewusstsein hat refu-tips.de sich zur Aufgabe gemacht, die vielfältigen Fragen von jugendlichen Geflüchteten nicht nur fachlich, sondern vor allem einfühlsam zu beantworten. Das sind teilweise ganz allgemeine Fragen, aber häufig auch Fragen zu Sexualität und Missbrauch. Die Website ist ein besonders niedrigschwelliges Angebot, welche es ermöglicht, relativ einfach Antworten zu sehr sensiblen Themen zu bekommen.
Ich (16, Mädchen) habe eine feste Gruppe von Freunden und Freundinnen. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Einer kommt mir immer wieder sehr nahe. Das will ich eigentlich nicht. Wie kann ich ihm das sagen? Wir sind doch befreundet!
Zuerst möchten wir dir sagen: Deine Gefühle sind wichtig!
Niemand darf dir nahe kommen, wenn du das nicht magst.
Manchmal ist es aber schwierig, „Nein“ zu sagen.
Vielleicht weil du die Person gerne magst.
Vielleicht weil die anderen in deiner Gruppe ihn sehr mögen.
Vielleicht merkt er nicht, dass es dir unangenehm ist.Du kannst ihm sagen: Du kommst mir zu nah.
Kannst du bitte das lassen? Ich mag das nicht.
Das muss er respektieren. Du kannst dir auch Hilfe suchen.
Vielleicht kann eine Freundin oder ein Freund bei dem Gespräch dabei sein.Wenn er das „Nein“ nicht akzeptiert:
Suche dir Hilfe bei Erwachsenen, denen du vertraust.
Oder du gehst in eine Beratungs-Stelle.
Hier sind Beratungsstellen: https://www.hilfeportal-missbrauch.de/nc/adressen/hilfe-in-ihrer-naehe/…
Das Besondere daran ist, dass Fragen und Antworten nicht nur auf Deutsch und Englisch gestellt und beantwortet werden, sondern zudem auf Französisch, Arabisch, Farsi, Af-Soomaali und Tigrinya. Außerdem hilfreich: Fragen werden oft nicht nur beantwortet, sondern auch weiterführende Links und Hilfeangebote zum Thema mitgeliefert.
Vor allem aber vermittelt die Seite körper- und sexpositive Antworten: Du darfst so sein wie du bist, keiner darf dich ohne ausdrückliche Zustimmung berühren, jeder muss die Grenzen des Anderen respektieren. Fachlichkeit ist wichtig, keine Frage, aber allein diese Botschaften machen die Seite so wertvoll. Denn sie sprechen für einen Wert, der einigen bisher fremd war: Selbstbestimmung – die Freiheit, zu sein, wer man ist.
Das Portal wird von AMYNA e.V. betrieben und die Fragen und Antworten werden vierteljährlich aktualisiert