Aktuelles aus München
Die geforderte Mitte - Studie

Rassismus und Diskriminierung in Zeiten von Corona

Menschenfeindliche Ideologien nehmen zu - 
Expert/-innen fordern mehr politische Bildung

München, 23. September 2021

Rund 40 Caritas-Experten, Politiker/-innen und
Wissenschaftler/-innen diskutierten gestern Abend auf einer digitalen Konferenz über
„Rassismus und Diskriminierung in Zeiten von Corona“ und konstatierten einhellig eine
Zunahme von Antisemitismus und anderer menschenfeindlicher Ideologien in der Gesellschaft.
„Diese Tatsache besorgt uns sehr und macht sich auch bei unseren Migrationsberatungsstellen
bemerkbar“, erklärte Norma Mattarei, Leiterin der Caritas-Akademie der
Nationen in München, die sich mit Migration, Integration und interkulturellem Zusammenleben
befasst, und Veranstalterin der Runde. Meldungen über rassistische Beleidigungen
und Angriffe hätten dramatisch zugenommen. Zudem würden Angehörige von Minderheiten
für die Pandemie verantwortlich gemacht. „Migranten/-innen und Geflüchtete werden
zu Sündenböcken dieser Krise auserkoren“, schildert Mattarei ihre Bedenken.
Beate Küpper, Professorin an der Hochschule Niederrhein, präsentierte Ergebnisse der
Studie „Die geforderte Mitte“. Die Menschen seien durch die Pandemie erschöpft. 69%
der Befragten hätten angegeben, dass Corona ihr Leben negativ beeinflusst. Politikverdrossenheit
mache sich breit. Fast 50 Prozent der an der Studie Beteiligten finde es sehr
oder ziemlich sinnlos, sich politisch zu engagieren. Zudem habe sich eine kleine, sich
radikalisierende Minderheit ergeben, die auch zu Gewalt bereit sei. Micky Wenngatz,
Münchner Stadträtin und Vorsitzende des Vereins „München ist bunt!“ stellte fest, dass
seit 2015 rechte Positionen zugenommen haben. Nahezu alle Proteste gegen die Corona-
Maßnahmen seien rechtsextremistisch unterwandert. Auch in München würden engagierte
Politiker/-innen angegriffen. Das sei ein weiteres Zeichen der menschenfeindlichen
Entwicklungen. Die Zivilgesellschaft solle sich dagegen aktiv und engagiert positionieren,
so ihr Appell. Für Stefan Rappenglück, Professor an der Hochschule München und Moderator
der Veranstaltung, müsste politische Bildung stärker in Schulen und Universitäten
vertreten sein. Demokratiebildung sollte eine gesellschaftliche Daueraufgabe sein, so das
Fazit des Abends. (nm)