Aktuelles aus München
Podium

Migrationskonferenz von Caritas und Diözesanrat der Katholiken

Auf der Migrationskonferenz von Caritas und Diözesanrat der Katholiken diskutieren
Politikerinnen und Experten über eine progressive Migrations- und Flüchtlingspolitik

München, 24. Juni 2022

Die Akademie der Nationen des Diözesan Caritasverbands München Freising und der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum München und Freising haben gestern Abend auf einer Migrationskonferenz in der Katholischen Akademie mehr Bildung als Schlüssel für die Integration gefordert. Referenten/ innen waren Gudrun Brendel Fischer (CSU) Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung , Julika Sandt, ( FDP) bayerische
Landtagsabgeordnete,  Nimet Gökmenoglu (Die Grünen) , Münchner Stadträtin sowie
Wilhelm Dräxler, Migrationsreferent im Caritasverband. Rund 70 Teilnehmende diskutierten
mit den Politiker*innen und Expert*innen über eine progressive Migrationspolitik.
In den Vorträgen wurde hervorgehoben, dass Vielfalt und Willkommenskultur Grundhaltungen unserer Gesellschaft sein sollten. Es dürfe keine Flüchtlinge ersten oder zweiten Grades geben. Die Migrant*innen brächten sich selbst in die Gesellschaft ein und sähen Deutschland als ihr Land. Dies werde jedoch zu wenig anerkannt. Trotz vieler Fortschritte lebten in Deutschland immer noch tausende Einwanderer mit prekärem Aufenthaltsstatus und ungleichen Rechten.
Vielen drohe die Abschiebung. Das könne und dürfe man nicht hinnehmen, waren sich die
Podiumsteilnehmer* innen einig. Notwendig sei ein Umdenken hin zu mehr Bildung, Anerkennung von schulischen und beruflichen Abschlüssen sowie einer Öffnung des Arbeitsmarktes.
Hier gebe es noch viele ungelöste Probleme.
Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung enthaltenen Vorhaben insbesondere zur Anerkennung hier lange lebender Geflüchteter könnten zu einer fortschrittlichen und vorausschauenden Integrationspolitik führen. Die enorme Integrationsleistung bei der Ukrainekrise sollte dafür als Vorbild dienen. Das forderten die Teilnehmenden der Veranstaltung einvernehmlich.
Ein Paradigmenwechsel in der Migrations- und Flüchtlingspolitik sei deshalb zwingend erforderlich. Insbesondere die Anerkennungsverfahren und die Arbeitsaufnahme sollten beschleunigt werden. Große Herausforderungen sind nach wie vor die Vorgaben für eine Arbeitserlaubnis, ebenso müssten die Regelungen für Berufsanerkennungsverfahren gelockert und die Prozedur vereinfacht werden.

In den Schulen haben Kinder auch in der zweiten Generation immer noch Schwierigkeiten. Hier muss effektiver gehandelt und investiert werden. Denn Bildung ist der Schlüssel zur Integration! fasst Norma Matterei, Leiterin der Akademie der Nationen, die Diskussionsbeiträge zusammen.
Die Lebensbedingungen in den Ankerzentren wurden von den Diskutanten als nach wie vor
sehr problematisch eingestuft. Nötig wäre eine Rechtsberatung in den Unterkünften, damit die Migrant*innen ihre Rechte und beruflichen Möglichkeiten besser kennen. Ungelöstes Problem sei darüber hinaus Rassismus und Rechtsradikalismus.

Das kommunale Wahlrecht für alle wäre ein ebenso wichtiges Signal für die Integrationsbereitschaft der Gesellschaft wie eine erleichterte Erlangung der Staatsbürgerschaft resümiert Mattarei die Ergebnisse der Runde. Und weiter: Alle die arbeiten wollen, sollen auch arbeiten dürfen. Reformiert werden müsse auch
der Familiennachzug. Migrant*innen litten massiv darunter, dass ihre Angehörigen nicht hier sind.
Es dauere viel zu lange, bis Familienangehörige nachgeholt werden könnten.