„Jeder Fremde, der an unsere Tür klopft, gibt uns eine Gelegenheit zur Begegnung mit Jesus Christus"
Für Christen sollte das Engagement für Geflüchtete eigentlich selbstverständlich sein – daran erinnert Papst Franziskus seit seinem Besuch auf Lampedusa immer wieder und unermüdlich. „Jeder Fremde, der an unsere Tür klopft, gibt uns eine Gelegenheit zur Begegnung mit Jesus Christus, der sich mit dem aufgenommenen oder abgelehnten Gast jeder Zeitepoche identifiziert. Der Herr vertraut der mütterlichen Liebe der Kirche jeden Menschen an, der gezwungen ist, die eigene Heimat auf der Suche nach einer besseren Zukunft zu verlassen“, so der Papst in seiner diesjährigen Botschaft zum „Welttag der Flüchtlinge“. Gerade an Weihnachten sollten sich Christen daran erinnern, dass Jesus selbst bereits als neugeborenes Kind mit seiner Familie fliehen musste, um der Verfolgung und der Lebensgefahr zu entkommen.
Ich freue mich daher, dass auch in der Region München so viele Menschen aus ihrem christlichen Glauben heraus geflüchtete Menschen willkommen heißen und sich für sie engagieren. Ebenso freue ich mich über das große Engagement von Menschen, die sich aus einer anderen, nicht unbedingt „christlich“ begründeten Motivation solidarisch zeigen und Integration fördern.
Die Kirche spricht traditionell von „Menschen guten Willens“, die es selbstverständlich auch außerhalb der Kirchen gibt. Nur gemeinsam können wir alle unserer großen Verantwortung für eine Gesellschaft gerecht werden, in der geflüchtete Menschen Schutz finden, teilhaben und sich einbringen können. In diesem Sinne schreibt der Papst: „Es ist eine große Verantwortung, die die Kirche mit allen Glaubenden und Menschen guten Willens teilen möchte, die gerufen sind, auf die zahlreichen durch die gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen hervorgerufenen Herausforderungen mit Großzügigkeit, Engagement, Klugheit und Weitblick zu antworten.“
Integration von Mensch zu Mensch
Für all das – für „Großzügigkeit, Engagement, Klugheit und Weitblick“ finden sich vielfältige und beeindruckende Praxisbeispiele auf der Seite www.willkomen-in-muenchen.de. Die Projekte zeigen beispielhaft und ermutigend, dass Integration gelingen kann – und zu einer Bereicherung für uns alle werden kann. Wenn wir uns für Geflüchtete einsetzen und Integration ermöglichen, tun wir nämlich nicht nur ihnen etwas Gutes, sondern fördern auch den Reichtum einer vielfältigen Gesellschaft, von dem wir alle profitieren.
Auch das betont der Papst und er verweist ausdrücklich auf die „interkulturelle Bereicherung, die sich durch die Anwesenheit von Migranten und Flüchtlingen ergibt. Die Integration ist nicht eine Angleichung, die dazu beiträgt, die eigene kulturelle Identität zu unterdrücken oder zu vergessen. Der Kontakt mit dem andern führt vielmehr dazu, sein ‚Geheimnis‘ zu entdecken, sich ihm zu öffnen, um seine wertvollen Seiten anzunehmen und so eine bessere gegenseitige Kenntnis zu erlangen. Das ist ein langer Prozess, der darauf abzielt, die Gesellschaft und die Kulturen zu formen, sodass sie immer mehr der Widerschein der vielfältigen Gaben werden, die Gott den Menschen geschenkt hat.“
Wenn wir Integration so verstehen, dann kann sie ohne das ehrenamtliche und freiwillige Engagement von Menschen nicht gelingen: Nur in der konkreten Begegnung von Mensch zu Mensch, nur in lebendigen Kontakten und Beziehungen zwischen Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben, können wir uns füreinander öffnen, uns wirklich kennenlernen und unsere Vielfalt zum Zuge kommen lassen.
Haupt- und Ehrenamt Hand in Hand
Selbstverständlich ist auch eine professionelle Beratungs- und Unterstützungsarbeit notwendig, wenn Integration gelingen soll. Die Kirche und ihre Caritas leistet hier vieles – und das freiwillige Engagement kann und soll das nicht kompensieren. Selbstverständlich braucht es auch politische Rahmenbedingungen, die Integration fördern und nicht nur einfordern – auch dazu positioniert sich die Caritas immer wieder klar und eindeutig. All das allein aber führt noch nicht zu einer Gesellschaft, in der sich Menschen mit und ohne Flucht- und Migrationshintergrund zusammentun und sich wechselseitig bereichern. Dazu braucht es viele Menschen, die mit Ideen, Mut und Tatkraft vorangehen. willkommen-in-muenchen.de zeigt, dass es diese Menschen gibt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich wünsche allen Menschen, die sich in diesem Feld engagieren, ein frohes Weihnachtsfest, ermutigende Erfahrungen und Begegnungen sowie viel Kraft, Ausdauer und Freude für ihre Arbeit!