Leuchtende Beispiele
Winteriscoming

Hinter den Kulissen der Winterhilfe von Space-Eye

Die Winterhilfe-Aktion für Lesbos läuft auf Hochtouren und wurde sogar bis zum 3.1.2021 verlängert. Auch in München gibt es in der Hamburgerei eine Annahmestelle. Alle Spenden werden nach Regensburg gebracht, dort sortiert und in Container nach Lesbos verladen. Wir haben uns die "Basis" in Regensburg angeschaut: Vorhang auf für einen Blick hinter die Kulissen! 

Der Aufruf erreichte uns Mitte Dezember über Instagram: Die Organisation Space-Eye, die sich normalerweise Monitoring und Dokumentation der Geschehnisse im Mittelmeer und die akute Nothilfe für Menschen auf der Flucht verschrieben hat, sammelt Kleidung, Hygieneartikel und sonstige Hilfsgüter für die Menschen in den Lagern auf Lesbos und anderen griechischen Inseln.

Während die Kolleginnen Spenden sammelten und die Ehrenamtlichen in der Hamburgerei unterstützten, saß ich durch den Lockdown in meinem Regensburger Home-Office fest. Es würde auch immer Hilfe beim Sortieren gebraucht hieß es, also machte ich mich nach kurzem und herzlichen Kontakt mit einer der Koordinatorinnen auf den Weg in die Gerner-Halle, um Kartons umzuschichten, Paletten zu beladen und Hilfsgüter zu sortieren. Doch einen Zeitpunkt zu finden war gar nicht so einfach: Die Hygienemaßnahmen sehen vor, dass sich nur 2 Haushalte gleichzeitig in der Halle aufhalten, und die Ehrenamtlichen sind schon fast rund um die Uhr am ackern. Über eine WhatsApp-Gruppe wird organisiert, wer wann wo hilft, welche Dinge benötigt werden und wie die Spenden gesammelt und sortiert werden.

Als ich dann in der Halle ankomme, staune ich nicht schlecht: In dieser riesigen Halle stapeln sich Kisten bis unter die Decke. Bekka, eine der Organisatorinnen, zeigte mir die Sortierstationen, die Annahmestelle, und ganz wichtig: den Kinderpunsch. Schließlich ist die Halle nicht beheizt und als Hygienemaßnahme sind die Tore offen. 
Ich beginne damit, Kinderkleidung zu sortieren. Kisten öffnen, Inhalt verteilen, volle Kartons auf die Paletten, wieder von vorne. 3 Stunden und der Stapel vor mir wird kaum kleiner. Die Hilfsbereitschaft ist wahnsinnig groß und aus ganz Bayern kommt ein Sprinter nach dem anderen. 10 Container sind das Ziel, der fünfte ist schon gut gefüllt.
Nebenbei unterhalte ich mich ein wenig mit der Ehrenamtlichen vom Kistenstapel nebenan. Sie kommt fast jeden Tag mehrere Stunden in die Gerner Halle. "Ein paar von den Babyklamotten sind wirklich wunderschön," sagt sie, "das Allermeiste sind tolle Sachen. Manchmal ist allerdings Zeug dabei, das ist richtig räudig, da frag ich mich dann schon immer was das soll. Unseren Wohlstandsmüll in die Camps zu schicken ist nicht das Ziel."


In die zweite Halle, in der die Hilfsgüter für Erwachsene sortiert werden, schaue ich des Abstands wegen nur durchs Tor. Auch dort stapeln sich Kisten über Kartons und Kleidersäcke und dazwischen wuseln die Ehrenamtlichen umher. Es ist schön, diese Solidarität zu erleben. Solidarität mit Menschen, die wir nicht kennen, von denen uns nur grauenhafte Bilder ihrer Situation erreichen. Ich habe tiefen Respekt für die, die schon seit Anfang an fast jeden Tag kommen. Nach 5 Stunden bin ich schon komplett durchgefroren und fahre mit schmerzendem Kreuz wieder nach Hause, mit dem festen Vorsatz diese unglaublich tatkräftigen Frauen und Männer weiter zu unterstützen. Das nächste Mal ziehe ich mir wärmere Klamotten an. 

 

Wir freuen uns über jede Spende, egal ob Klamotten, Hygieneartikel oder Geld. Alle Infos und Annahmestellen finden Sie unter https://space-eye.org/.  Mehr zur Aktion können Sie auch unter https://space-eye.org/winterhilfe-haeufige-fragen lesen. Auf Facebook finden Sie noch mehr Einblicke in die Aktion.

*alle Bilder und Texte, die unsere Autorin nicht selbst geschossen/geschrieben hat stammen von www.space-eye.org

 

Autor*In:
Caroline Höbel