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Jeanne-Marie Sindani

Geflüchteten eine Stimme geben – „Gestrandet im Paradies“ von Jeanne-Marie Sindani

Wenn aus der Masse individuelle Schicksale werden: Jeanne-Marie Sindani gibt geflüchteten Menschen eine Stimme. So wird sichtbar, was sonst in der Anonymität untergeht..

„Wenn geflüchtete Menschen im allgemeine Bewusststein nur als 'Flüchtlinge' präsent sind, bleiben sie unsichtbar, eine anonyme Masse. Die Individualität muss sichtbar gemacht werden“ – so beginnt Jeanne-Marie Sindani die Vorstellung ihres Buches „Gestrandet im Paradies“ am 7. August 2018 im Korbiniansaal in München. Es seien die Begegnungen mit den einzelnen Menschen, die entscheidend für unsere Wahrnehmung sind.

Sindani arbeitet seit 2015 als Asylsozialberaterin bei der Caritas Fürstenfeldbruck. Eine Tätigkeit, die sie in direkten Kontakt mit schutzsuchenden Menschen bringt. Diese Begegnungen bewegen die gebürtige Kongolesin, die weiß, was es bedeutet in einem anderen Land Schutz zu suchen, sehr. Geflüchteten eine Stimme geben und sie sichtbar zu machen, das wurde ihr Ziel.

Dabei herausgekommen ist letztendlich ein Buch, in welchem sie ihre Erfahrungen als Asylsozialberaterin und vor allem individuelle Geschichten von Schutzsuchenden verarbeitet. Und plötzlich werden aus der anonymen Masse Menschen mit Persönlichkeiten, Schicksalen und vor allem Traumata, die einen nur schwer unberührt lassen.

 

Jeanne-Marie Sindani beim Signieren ihres Buches "Gestrandet im Paradies"
©Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.

 

 

Jeanne-Marie Sindani (Autorin), Adelheid Utters-Adam (ehemalige Caritas Pressesprecherin/Leitung Pressestelle), Andrea Gummert (Ehrenamtskoordinatorin Fürstenfeldbruck), Willi Dräxler (Caritas-Fachreferent Migration/Integrationsbeauftragter)
©Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.

 

Individuelle Geschichten, jedoch keine Einzelfälle

Die Autorin berichtet unter anderem von einer jungen Syrerin, die es nicht mehr schaffe, sich selbst im Spiegel anzusehen. Sie habe ihr Gesicht verloren. Sie könne sich selbst nicht mehr in die Augen schauen. 

Menschenwürde, das ist eigentlich eines der zentralen Themen, die viele ihrer Klient*innen und auch sie selbst beschäftigen. Viele der Geflüchteten, so berichtet Sindani, hatten nicht erwartet, dass ihre Odyssee in Deutschland weitergeht. Sie seien teils schwer traumatisiert und bräuchten vor allem psychologische Hilfe. Stattdessen finden sie sich in Erstaufnahmeeinrichtungen wider, die eine Verarbeitung des Geschehenen nahezu unmöglich machen. Es sei wichtig, diesen Menschen dabei zu helfen, ihre Hoffnung, Kraft und Entschlossenheit wiederzufinden.

Auch wenn Sindani in ihrem Buch Geschichten einzelner Schicksale erzählt, so seien diese dennoch kein Einzelfall. Im Gegenteil, sie seien ein Prototyp für das, was auch unzähligen anderen passiert ist. Immer wieder betont sie, die Leute sollen ihr Buch lesen. Weniger wohl aus Vermarktungsgründen, sondern viel mehr, weil es ihr so wichtig ist, dass die Schicksale dieser Menschen gehört werden.

„Die Menschenwürde ist nicht verhandelbar“

In einer anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Willi Dräxler (Caritas-Fachreferent Migration/Integrationsbeauftragter), Adelheid Utters-Adam (ehemalige Caritas Pressesprecherin/Leitung Pressestelle), Andrea Gummert (Ehrenamtskoordinatorin Fürstenfeldbruck) und Jeanne-Marie Sindani selbst aktuelle Themen zu Flucht und Migration. Unter anderem das bürgerschaftliche Engagement sowie der Zugang zu Arbeit werden als wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Integration genannt. Zum Schluss kommt die Runde jedoch wieder auf das Thema Menschenwürde zurück. „Menschenwürde ist nicht verhandelbar“ so äußert sich Adedlheid Utters-Adam deutlich. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Unter https://www.lambertus.de/de/shop-details/gestrandet-im-132paradies147,2… ist Jeanne-Marie Sindanis Buch „Gestrandet im Paradies“ käuflich zu erwerben.