
Den ganzen Wahnsinn durchschauen
Koranstudium statt Matheunterricht, Kampftraining statt Fußballtraining, militärische Disziplin statt jugendlicher Rebellion - das ist der Alltag für Ayman (12) und Osama (13). Die beiden Brüder wachsen in Syrien auf und sollen islamische Gotteskrieger werden.
So jedenfalls erzieht sie ihr Vater, der al-Nusra-Rebellenführer Abu Osama, dessen größter Traum die Errichtung eines Kalifats ist
Der syrischstämmige Regisseur Talal Derki kehrt für die Arbeit an "Of Fathers and Sons - Die Kinder des Kalifats" in sein Heimatland zurück. Um sich frei bewegen und drehen zu können, gibt er sich als Anhänger der Salafisten aus und gewinnt so das Vertrauen einer radikal-islamistischen Familie. Über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet er ihren Alltag und zeigt einzigartige und emotionale Einblicke in eine sonst hermetisch abgeriegelte Welt.
"Die Hauptcharaktere meines Films sind Abu Osama (45), einer der Gründer von al-Nusra – dem syrischen Arm der Al-Quaida – sowie seine beiden ältesten Söhne Osama (13) und Ayman (12). Ich habe über einen Zeitraum von fast zweieinhalb Jahren mit ihnen gelebt und wurde Teil ihrer Familie. Obwohl ich Atheist bin, habe ich jeden Tag mit ihnen gebetet und das Leben eines guten Muslims geführt – um herauszufinden, was momentan mit meinem Land passiert. Abu Osama ist nicht nur ein liebender Vater, er ist auch Experte für Autobombenanschläge und Minenräumungen und glaubt fest an ein Kalifat – eine islamische Gesellschaft unter den Gesetzen der Scharia. Und in diesem Sinne erzieht er seine Kinder.
Ich bin Osama und Ayman in ein Trainingscamp für junge Kämpfer gefolgt und habe angefangen zu verstehen, wie die Kinder beeinflusst werden, und dass sie tatsächlich keine Chance haben, sich frei zu entscheiden. Wie werde ich zu dem, der ich bin? Wo ist Hoffnung? Wie wird die Zukunft aussehen? Welche Wahl haben wir? Die Kinder haben uns ermöglicht, eine emotionale Erfahrung zu machen und so die komplexe Tragödie in Syrien zu verstehen. Oft sind sie es, die diesen ganzen Wahnsinn durchschauen – auf ihre eigene, kindliche Weise. Sie können die Hoffnung retten."
Talal Derkis Film wurde für den Europäischen Filmpreis 2018 und für den Oscar 2019 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert. Er gewann unter anderem den Fritz-Gerlich-Preis beim 36. Filmfest München.
Noch vor dem offiziellen Kinostart 21. März 2019 lädt die Agentur "Jetzt & Morgen" im Auftrag des Port au Prince Filmverleihs zur Sondervorstellung und anschließendem Podiumsgespräch mit dem Regisseur in's Monopol Kino München ein. In Diskussion mit dem Publikum soll möglichen Antworten auf die Fragen nachgespürt werden, die der Film bei Zuschauer*innen hinterlässt, v.a. was kann man tun? Was wird bereits getan? Was wären adäquate Maßnahmen?
Die Sondervorstellung findet statt am Donnerstag, den 14.03.19, um 20:15 Uhr im Monopol Kino München, Schleißheimer Straße 127.
Tickets gibt's online oder vor Ort. Interessent*innen werden gebeten, pünktlich zu sein, da im Vorfeld keine Werbung gezeigt wird.
Eine Anmeldung zur Sondervorstellung ist nicht notwendig.