Hinter den Kulissen
Hauptbahnhof

Hilfsbereitschaft: vom Sprint zum Marathon 

Der Münchner Infopoint: Wie der vorher war und jetzt ist.

Seit Mitte April ist der Infopoint von der Haupthalle neben dem Reisezentrum in den Starnberger Flügelbahnhof am Münchner Hauptbahnhof umgezogen. Für Ruhe und ausreichend Platz ist hier gesorgt, die Wege, z.B. zum Reisezentrum oder zu den Gleisen, sind allerdings etwas weiter.  

Dieser Teil des Bahnhofs wurde mit Sitzbänken und Tischen, zwei Zelten mit Feldbetten zum Ausruhen und dem Infostand ausgestattet.  Die Neuankömmlinge werden am Stand mit Kaffee, Tee, Wasser und Snacks versorgt. Ebenso gibt es verschiedene gespendete Hygieneartikel für den aktuellen Bedarf und Babynahrung. Für die Haustiere der Geflüchteten, meist Hunde oder Katzen, geben wir gespendetes Tierfutter aus.  

Haupt- und Ehrenamtliche, sowie Übersetzer:innen stehen hinter dem Stand, um wichtige Fragen wie Registrierung, Weiterreise, Unterkunft und vieles mehr zu beantworten. Die Menschen werden an die zuständigen Fachstellen weitergeleitet. Aufgrund von großem Bedarf und finanzieller Unterstützung durch die Landeshauptstadt München, wurden mittlerweile neue Stellen geschaffen und besetzt. Größten Teils mit Kolleg:innen, die sich vorher ehrenamtlich engagiert haben. Manche von ihnen mussten selbst vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen und haben jetzt eine Festanstellung bekommen.  

Die Hauptaufgaben des Münchner Infopoints liegen dabei die Neuankömmlinge zu begrüßen und gezielt die wichtigsten Erstinformationen für den Prozess des weiteren Ankommens zu übermitteln. Hierfür gibt es verschiedene Informationsmaterialen in deutscher sowie ukrainische Sprache. Unser WiM-Team liegt besonderen Wert auf aktuelle und benutzerfreundliche Auskünfte. 

Um eine übersichtliche Struktur zu haben, kümmern wir, das WiM-Team, uns um die Schichtpläne und -übergaben sowie den Informationsfluss und das Briefing für die neuen Freiwilligen. Wir begleiten die Schichtübergaben und springen bei dünn besetzten Schichten mit ein.  

Die Zahl der ankommenden Geflüchteten ist am Hauptbahnhof stark gesunken, jedoch rechnen wir damit, dass sich dies im Herbst rapide ändern wird. Wir bereiten uns daher schon auf diese Situation vor und möchten um Ihre Mithilfe bitten. 

 

Kurzer Rückblick in den ersten Kriegswochen am Info Point in München: 

 

Bis zu 2000 schwer traumatisierte Geflüchtete aus der Ukraine stiegen zu Beginn des Krieges aus überfüllten Zügen am Münchner Hauptbahnhof aus. Sie brauchten dringend Hilfe und Orientierung. Aus den Erfahrungen der Flüchtlingskrise 2015 / 2016 heraus wurde umgehend gehandelt: Eine Info-Tonne wurde am Hauptbahnhof installiert. Bereits am ersten Tag fanden sich 25 Freiwillige ein, die übersetzen und helfen wollten. Am ersten Tag kamen 50 Geflüchtete, dann 100 und kurze Zeit später im Schnitt 1800 Menschen pro Tag. Das war der Beginn des großen Hilfsangebots für die Geflüchteten. Alles entwickelte sich aus dem Bedarf heraus weiter: ein Sanitätszelt wurde aufgebaut, um die medizinische Versorgung sicher zu stellen. Ein Shuttle–Service zum Aufnahmezentrum wurde organisiert. Eine Erstversorgung mit warmem Essen und Getränken über die Community Kitchen wurde bereitgestellt und die Helferstruktur professionalisiert. Es wurde eine Hotline angelegt, die bis heute erreichbar ist. Eine eigene Webseite in den Sprachen Ukrainisch und Deutsch wurde eingerichtet und Infomaterial gesammelt und aufbereitet.  

Um diese große Leistung zu vollbringen, haben viele unterschiedliche Akteur:innen und Partner:innen kooperiert. 

Zu den Bediensteten der Landeshauptstadt München wurden Ankommende nachts von der Bahnhofspolizei an die Bahnhofsmission weitervermittelt, diese sind immer 24/7 für ankommende Ukrainer:innen am Münchner Hauptbahnhof da. 

Noch Anfang März waren die Schichtdienste für Ehrenamtliche und Hauptamtliche kürzer, bis ca. halb 10 am Abend. Dies änderte sich jedoch schnell, da auch später Unterstützung benötigt wird. 

Durchreisende werden von der Bahnhofsmission versorgt. Ein warmer Ruheraum (einer leer Stehenden Osteria) stand im März zum Zurückziehen und oder übernachten zur Verfügung und bis heute können Ankommende die Toilette der Bahnhofsmission nutzen. Konkrete Unterstützung und bei Mitarbeiter_innen der Krisenberatungen der Bahnhofsmission finden (teils) traumatisierte Geflüchtete. 

Innerhalb von kurzer Zeit haben sich über 15 000 Münchner:innen als Freiwillige gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Trotz großer Hilfsbereitschaft, kamen die Haupt- und Ehrenamtlichen immer wieder in ihrer Belastungsgrenze. Besonders wichtig ist und eine gute Betreuung und Begleitung der Freiweilligen, die hier so eine unglaublich wertvolle Arbeit leisten. So sind wir abwechselnd viele Stunden vor Ort gewesen und sind es immer noch. Das Wohlergehen unserer Freiwilligen wollen wir durch unsere Präsenz am Infopoint, Austauschtreffen und Fortbildungen, wie z.B. zum Thema Großfamilien, stetig unterstützen. Unsere Angebote werden sehr gut angenommen.  

Im Moment ist es am Infopoint ruhiger geworden. Die Schichten sind von den Hauptamtlichen gut besetzt. Die Zahl der Ankommenden schwankt derzeit zwischen 20 und 200 Menschen pro Tag. Somit können sich unsere Freiwilligen etwas zurücknehmen und den Sommer dafür nutzen, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Denn im Herbst gehen wir von stark steigenden Einreisezahlen und einem hohen Bedarf an Helfer:innen aus.  

Wir wünschen uns allen einen erholsamen Sommer. Auf das wir im Herbst wieder gemeinsam Hilfe leisten können. Wir bedanken uns bei allen Hauptamtlichen und Freiwilligen, die sich so zahlreich am Info Point engagiert haben.

Autor*In:
Saara S
Roland Schöfmann und unserer Praktikantin Emilia